Kung-Fu

2016-09-15_vdvn_02

Was ist Kung-Fu?

Kung-Fu (von Gongfu, 功夫 – „etwas durch harte, geduldige Arbeit Erreichtes“) ist im Westen der Oberbegriff für die verschiedenen chinesischen Kampfkünste, während diese in China als Wushu (武術 / 武术 – „Kampfkunst“, „Kampftechnik“) bezeichnet werden. Heute wird der Name Gongfu aber auch in China für die traditionellen Kampfkünste genutzt um diese vom modernen Wushu und Kampfsport abzugrenzen. Ähnlich verhält es sich mit den vietnamesischen Namen: hier hat sich mittlerweile auch die Bezeichnung công phu etabliert, wobei die ursprünglichen Namen Võ Thuật Trung Hoa für die chinesischen und Võ Thuật Việt Nam für die vietnamesischen Kampfstile sind.

Der Begriff Kung-Fu wird üblicherweise für die äußeren Kampfkünste genutzt, die sich auf die physiologischen Aspekten fokuzieren. Im Kontrast dazu stehen weiche innere Kampfkünste, wie Tai-Chi-Chuan, die sich mehr mit dem Konzept von Qi beschäftigen.

Die Geschichte des Kung-Fu

In der Zeit der Streitenden Reiche (ca. 500 v.Chr.), als auch Sun Tzus „Die Kunst des Krieges“ entstand, wurden Kampftechniken erstmals zu Kampfkünsten stilisiert. Es entwickelten sich unzählige Stile, die meist nur im (groß-)familiären Umfeld gelehrt wurden, und ab der Qin-Dynastie (221–207 v. Chr.) wurden Kampf-Wettbewerbe zunehmend beliebt. Der philosophische Hintergrund war zu dieser Zeit stark daoistisch geprägt, wie es auch heute noch zum Beispiel die Stile aus dem Wudang-Gebirge sind.

Das heute sehr bekannte Shaolin-Kung-Fu entstand ca. 500 n. Chr. aus gesammelten Familienstilen, die etwa hundert Jahre später durch Auswahl in einen Stil vereinheitlicht und philosophisch dem aus Indien stammenden Buddhismus angepasst wurden.

Ähnliche Familienstile entstanden zur gleichen Zeit auch in Vietnam, und durch den kontinuierlichen friedlichen und kriegerischen Austausch mit China entwickelten die Stile sehr viele Gemeinsamkeiten.

Kung-Fu verbreitete sich während der Ming-Dynastie im 14. Jahrhundert auch nach Okinawa im heuten Japan, woraus sich das Karate (空手 – „leere Hand“, bis 1935 aber das gleich klingende 唐手 – „Hand der Tang-Dynastie“) entwickelte.

Kung-Fu des Võ-Đạo-Việt-Nam

Unsere Schule Võ-Đạo-Việt-Nam, was sich mit „traditionelle vietnamesische Kampfkunst“ übersetzen lässt, wurde 1923 von Großlehrmeister Hoàng-Tiên in Saigon auf der Basis der alten Stile gegründet. Das Wort für Kampftechniken (Thuật) wurde hier durch Đạo („Weg“) ersetzt, was die daoistische Philosophie und die Heilkunst miteinschließt.

Wie andere traditionelle Stile basiert auch unser Kung-Fu primär auf dem Erlernen von Formen, die einen Kampf gegen einen imaginären Gegner darstellen, und der Anwendung dieser Techniken in Partnerübungen. Wichtige philosophische Elemente, die sich auch in Formen und Techniken wiederfinden, sind Yin und Yang (Âm Dương), die vier heiligen Tiere (Tứ Linh) und die fünf Elemente (Ngũ Hành). Eine wichtige Rolle spielt auch die Zahl acht, zum Beispiel in unseren acht primären Tierstilen oder den acht Trigrammen (Bát Quái), und die Natur in vielen Natur- und Blumenformen.

Generell ist unser Kung-Fu-Stil sehr vielseitig. Er betont tiefe Stände und fließende Bewegungen, Akrobatik spielt eine untergeordnete Rolle.

Kursinhalte

Anfänger beginnen mit den grundlegenden Bewegungen: Stand-, Abwehr- Schlag-, Ellbogen- und Tritttechniken.
Danach umfasst das Training weitere traditionelle waffenlose Formen und den Umgang mit traditionellen asiatischen Waffen wie Langstock, Schwert, Säbel etc., sowie den Freikampf (Halbkontakt).
Zum Training gehören darüber hinaus auch Koordinations-, Dehnungs-, Konditions- und Kraftübungen.